Rezensionen

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Fluchttiere

Bücherschau 1/23

Wenn man jung ist, passiert es nicht selten, dass man sich ein Eigenheim, Kinder und Schulden aufhalst und es aufgrund dieser Belastungen irgendwann nicht mehr miteinander aushält. Zumindest ist es Elsa und Adam so ergangen, den Hauptfiguren dieser von genauen Stimmungsbildern getragenen, eindrücklich schildernden Novelle.

Sie ist mit dem zu Erfolg und Geld gekommenen Hans verheiratet gewesen; er mit einer Frau, die nach der Geburt der Kinder auf einmal wie „ausgewechselt“ gewesen ist und ihm Vorhaltungen gemacht hat, er würde zu viel Bier trinken, zu wenig im Haushalt machen und nicht aufmerksam und zärtlich genug sein. Elsa hat, um nicht im „Brackwasser“ ihrer ehelichen Beziehung unterzugehen, immer wieder wild um sich geschlagen und sich geweigert, Kinder zu gebären. Adam hat auch nie eigene Kinder haben wollen. Doch kaum sind welche dagewesen, hat er sich nach den Bedürfnissen seiner Familie gerichtet.

Elsa hat sich immer der Norm widersetzt. Als jugendliche Revoltierende sind ihr bereits ein Lampenschirm und Vorhänge als „bourgeois“ erschienen. Diese Widerständigkeit hat sie sich bewahrt: Sie trinkt Bier aus der Flasche, schläft nackt, serviert den Dorffrauen abgepackten Kuchen aus dem Supermarkt, kontert der aus dem Regionalsender kommenden Blasmusik ihrer Nachbarin mit „rauchigem Jazz“, vernachlässigt ihr Äußeres und nimmt die Zurückweisung ihres Ehemannes schließlich wie eine verdiente Strafe an.

Adam gegenüber heißt es von seiner Familie immer nur: „Wir brauchen“. Erst spät erkennt er, dass er in dieses „Wir“ eigentlich gar nicht eingebunden ist. Dass Elsa zu ihm passt, erkennt er aber sofort und reagiert euphorisch. So ziehen die beiden, die aus ihren alten Beziehungen davonrennen, als ob jemand hinter ihnen her wäre, erst einmal in ein unbeheiztes Zimmer und von dort in das erstbeste Haus, das sie finden. Es liegt abgeschieden in einem Tal in den Bergen und erweist sich als verkommen und lieblos, riecht nach Schimmel und in den Räumen ist Beklemmung zu spüren. Außerdem tauchen immer wieder Zweifel auf, ob genug Geld da ist. Schließlich muss Adam für seine Kinder zahlen und Elsa für ihre Pferde.

Die Angst, sich irgendwann gegenseitig vielleicht nur noch auszunutzen, können die zwei am besten beiseite schieben, wenn sie vor dem schlecht ziehenden Ofen Bier trinken und sich über die bürgerliche Moral und den rauschhaften Konsum lustig machen. Da bestärken sie sich auch „in ihrem Anderssein, ihrem Glück und ihrer wiedergewonnenen Freiheit“. Das Leiden an „ihrer Schuld und den selbst herbeigeführten Verlusten“ können sie so nie ganz überwinden; sind sich aber einig, dass in ihrem Glück, endlich zusammen zu sein, Trauer kein Recht und keinen Platz haben darf. So ganz funktioniert das allerdings nicht. Denn das Von-einem-Ort-zum-nächsten-Hetzen ist keine Lösung. Trotzdem will Elsa auch von dem Haus in den Bergen wieder weg, weil es sie stumpf und leer gemacht hat. So ziehen sie in eine Gegend, in der es im Durchschnitt um sechs Grad wärmer ist. Die Umzugskartons stehen noch unausgepackt herum, als ein arges Gewitter hereinbricht, während Adam sich gerade um den Müll kümmert und plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Das Davonrennen und Flüchten, die Suche „nach dem guten, immer besseren Leben“ ist das zentrale Thema dieser Geschichte. Sie erzählt in Rückblenden Elsas und Adams „Irrfahrt durch die Orte“. Es sind vor allem die Gefühlslagen, Vorstellungen und Stimmungen der beiden, die die Autorin mit großer Empathie analysiert. Sie zeigt plausibel und gut nachvollziehbar, dass das, worin die einen das Bewahren ihrer Eigenständigkeit sehen, andere bloß stures Nachlaufen von abstrusen Hirngespinsten erkennen. Dem Titel des Buches entsprechend sehen sich Elsa und Adam als „Fluchttiere“, denen es darum geht, noch einmal von vorne anzufangen. Sie möchten im Grunde nichts anderes, als endlich wieder „unbeschwert“ sein: Adam will mit Elsa zusammen genießen, dass die Nächte warm sind, will Wein mit ihr trinken, sie „im Arm halten und reden und reden und reden und nicht an den nächsten Tag denken“. Sie will sich nicht ins Dorfleben integrieren, weil ihr vor dem „Alkoholatem“ der Männer graust und sie auch keine Lust hat, sich an den vorwiegend um Rezepte, Sonderangebote und Fernsehserien kreisenden Gesprächen der Frauen zu beteiligen, die ihre Zeit nicht (wie Elsa) mit dem Lesen von Büchern verbringen, sondern sie dem Haushalt, der Wäsche und den Kindern widmen und in einer Bücherwand in erster Linie einen „Staubfänger“ sehen.

Lange genug mitgerannt, wollen Elsa und Adam nicht mehr zu dieser „Herde“ gehören, sondern „möglichst weit weg“ von ihr sein, um ihr privates Glück zu leben. Dass darauf immer wieder dunkle Schatten fallen, wenn ihnen die angestrebte Freiheit zu sehr das Gefühl vermittelt, „in einer Nussschale im Ozean“ zu sitzen, arbeitet Elisabeth Lexer auf bemerkenswerte Weise heraus. Indem sie ihre beiden Hauptfiguren um das Eingestehen, „dass jede Trennung, auch wenn sie aus eigenem Willen geschieht, eine Gewalttat (…) und dem Tod verwandt“ ist, kreisen lässt und ihrer inneren Entwicklung als „unbelehrbare Kinder einer im Sand verlaufenen Revolte“ großen erzählerischen Raum gibt, zeigt die Autorin, was sie für den Spannungsaufbau zu tun vermag. So wird Lesen ein Akt der Freude.

Andreas Tiefenbacher

Weiberdiwan. Feministische Rezensionszeitschrift, Ausg. Sommer 2023

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Verlorene und bewahrte Momente

Verschiedene Lebensabschnitte der Protagonistin Elsa verbinden sich in dieser Novelle der Kärntner Autorin. In Rückblicken auf Dialoge mit dem Lebensgefährten Adam, der in einer Gewitternacht verschwindet, in analytischen Beobachtungen von Stadt- und Landmenschen und in Reflexionen auf ihr früheres Ich in unterschiedlichen Konstellationen entsteht das Bild einer sensiblen und feministisch orientierten Frau, die mit sezierendem Blick die Lebenstraum-Bubbles des bürgerlich arrivierten Mittelstands auseinandernimmt. „Auf den Küchentischen türmten sich nun Fläschchen statt Rotweinflaschen (…) Zum Wohl des Kindes ernährte man sich biologisch, fand sich in die elterliche Vorbildrolle ein, beschenkte sich gegenseitig mit pädagogisch wertvollem Spielzeug aus dem Weltladen und spähte nach im Nachwuchs verborgenen Hochbegabungen, die es mit allen Mitteln zu fördern galt.“ Wenn die früheren Freundinnen plötzlich mit Genuss in reaktionäre weibliche Rollenmuster zurückfallen, auf kindersichere Sprache bestehen, wenn der Nachwuchs mithören kann und der Name des Winzers, der den eben kredenzten Wein gekeltert hat, wichtiger als ein fundiertes Gespräch wird, fühlt sich Elsa verloren, fehl am Platz und geradezu enttäuscht, wobei sie immer wieder nachspürt, welche Veränderungen die voranschreitende Zeit in ihr selbst bewirkt hat. Die Autorin, die bereits drei Kriminalromane veröffentlicht hat, verfügt über hohe Sprachsensibilität, mit der sie nicht nur ihre messerscharfen und oft bösen Analysen präsent macht, sondern auch Innenzustände wie die Flucht vor der Welt mit ihren hohlen, gefühlsarmen Verbindungen und die Zuflucht in Naturräume darstellt. Verschiedene Tiere wie Pferde, Schmetterlinge, Vögel und der Hund bieten dabei mehr kommunikative Zuflucht als die Menschen. (SK)

InKultura

veröffentlicht am 22.11.2022

Können wir alles hinter uns lassen, ohne das mitzunehmen, was uns wie ein Mühlstein, ein Ballast aus gelebtem Leben mit Irrtümern, Sackgassen und Verzweiflungen, verfolgt? Gibt es den so oft beschworenen Neuanfang oder ist dieser nicht eher eine Wunschvorstellung, die an dem zu Scheitern droht, was wir die eigene Lebensgeschichte nennen?
Elsa, eine nicht mehr ganz junge Frau hat eine lieblose, nur noch aus Routine bestehende Ehe hinter sich gelassen und zieht mit ihrem neuen Lebensgefährten Adam in ein abgelegenes Haus, das in einer scheinbar wundervollen Naturidylle liegt, die sich jedoch bald als nicht nur wetterbedingte Herausforderung erweist. Doch nicht nur die Natur stellt sich als gefühlte Bedrohung heraus, als viel schlimmer erweisen sich die quälenden Zweifel Elsas an sich und ihrem gemeinsamen Aufbruch in ein neues Leben.
Der Neuanfang gestaltet sich dann auch in zweifacher, sich gegenseitig bedingender Hinsicht schwierig. Das neue Domizil ist, wie die zurückgelassen geglaubte Vergangenheit, eher eine Baustelle als ein behagliches Heim. Kälte, die Unbill der Natur und Nachbarn, die bis auf eine verschrobene Alte Fremde bleiben, erleichtern nicht gerade die Eingewöhnung in die neue Umgebung.
Fremd wird auch die eigene Geschichte, die Elsa nicht müde wird, noch einmal zu rekapitulieren, erneut durchzumachen und dabei immer wieder die Frage stellend, an welchen Stellen, Lebenspunkten und Verzweigungen falsch abgebogen wurde. Wann haben die Träume begonnen, sich zu verlaufen, sich den täglichen Gegebenheiten geopfert und wann wurden sie zugunsten materieller Saturiertheit verraten.
Elisabeth Lexer lässt Elsa mit gnadenloser Introspektion den Weg von jugendlicher Überzeugung, die Welt verändern, sie aus den Angeln heben zu können, hin zu erwachsenem Alltagstrott und das Mitschwimmen im gesellschaftliche-sozialen Umfeld, im gehobenen Ambiente des konsumierenden Mainstreams, nachzeichnen.
Als Adam während eines starken Gewitters das Haus verlässt, um den dadurch entstandenen Stromausfall zu beheben, gerät Elsa in Panik, denn durch seine, ihrem Gefühl geschuldet, stundenlange Abwesenheit und, wie sie zuletzt annimmt, seinen Unfall während des tobenden Unwetters, ergreift sie das Gefühl grenzenloser Einsamkeit.
Sowohl Adam als auch Elsa sind Getriebene ihrer jeweiligen Lebensgeschichten. Adam überdrüssig der, wie er es darstellt, aufgezwungenen familiären Verpflichtungen als Ehemann und Vater. Elsa hingegen ist durch ihr zunehmend kritisches Hinterfragen ihres bisherigen Lebens sukzessive zur Außenseiterin im Freundes- und Bekanntenkreis geworden. Von der Entfremdung von ihrem Ehemann ganz zu schweigen.
Das, was als Neuanfang geplant war, entwickelt sich überraschend, aber mit gnadenloser Härte für beide zu einer Bilanzierung ihrer bisherigen Leben und, bereits die ersten Seiten der Novelle deuten es an, der mitgeführte Ballast der Jahrzehnte fordert seinen Tribut.
„Fluchttiere“ lässt schlussendlich die Frage offen, ob es so etwas wie gelungenen Leben geben kann und ob die Floskel vom Neuanfang in Wirklichkeit eben diese bleibt.

Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Kunststoff

Ausgabe 40, Dezember 2022

Auch in dieser eindringlichen Erzählung spielt die Natur eine zentrale Rolle. An der Seite ihrer neuen Liebe Adam hofft die alternde Elsa auf eine erfolgreiche Flucht aus ihrer verdorrten Wohlstandsehe. Auf ein befreites Leben, in Verbundenheit mit der Natur, mit ihren geliebten Tieren, losgelöst von gesellschaftlichen Zwängen. Elsa macht es sich dabei nicht leicht. Auf der Suche nach Wahrhaftigkeit analysiert sie kompromisslos alles und jeden, unbarmherzig auch sich selbst, den Pragmatiker Adam stets neu fordernd. Die ersehnte Natur entpuppt sich als unberechenbar und zerstörerisch, die erhoffte Erlösung lässt auf sich warten. Ein raffiniert gebautes, überzeugendes literarisches Debüt. (BS)

GEGENWARTSLITERATUR 3140

Helmuth Schönauer: BIP | Buch in Pension, BUP2213; www.schoenauer-literatur.com

  • Achtung: Spoiler!

Der Begriff Fluchttiere sagt den Tierliebhabern etwas völlig anderes als den psychologischen Analytikern, die sich gerne strategisch verlesen und von „Fluch-Tieren“ sprechen. Elisabeth Lexer erzählt freilich Eindeutiges: Die Tiere sind das Um und Auf, Lebensinhalt und Skala zum Messen von Veränderung, und schließlich Katalysatoren in den Beziehungen des knapp bemessenen Personals.
Im Unterschied zur Hauptperson Elsa, für die Tiere das Sinnbild des Lebens sind, verliert der an Tieren weniger interessierte Leser leicht den Überblick über die Herde an mehr oder weniger gezähmten Vierbeinern und registriert letztlich bloß die ständige Anwesenheit von Hunden, Katzen und Pferden.
Das eigentliche Personal besteht aus dem Dreieck aktueller Mann Adam, erinnerter Ehemann Hans und der Aussteigerin Elsa, um die herum die Novelle gestaltet ist.
Die menschlichen „Fluchttiere“ Adam und Elsa kommen also in einer entlegenen Gegend an, in die von allen Seiten Berge hineindrücken. Die Witterung unterstützt das Diffusum, worin man nicht weiß, soll man sich befreit fühlen, weil man der Welt entrückt ist, oder schwermütig, weil Tonnen von Gestein über einem hängen.
Das Aussteiger-Haus scheint in Realität anders zu leuchten als im Internet, wo es ziemlich vernünftig gewirkt hat. Jetzt in Echt besticht es durch schroffe Kälte, die auf langes Auskühlen sozialer Wärme hinweist.
Nachbarn sind eigentlich nicht vorgesehen, wenn man in die Entlegenheit flieht. Aber eine ältere Frau erzählt in kurzen Sätzen von der Gegend. Es ist alles verlogen hier, nichts ist so, wie es scheint. Die Städter rasen Wochenende für Wochenende mit den Motorrädern durch die Landschaft, verunfallen und werden mit den Helikoptern zurückgeflogen, wenn es die Witterung zulässt. Die gesuchte Stille zerstören sich die Städter selbst und sind enttäuscht, dass nichts so ist wie auf der Roadmap eingezeichnet.
Nach dieser Einführung in die Antiidylle kommt auch bald ein gewaltiger Sturm auf, der die Gegend elementar umkrempelt. Die Tiere sind hysterisch, die Bäume entledigen sich der eigenen Wurzeln, das Haus wird noch kälter, und die Erinnerungen an die Zeit draußen sind seltsam zerrissen wie aufgesplittete Baumstämme.
Während sich Adam und Elsa zumindest sprachlich im Chaos einzurichten versuchen, setzt sich erstaunlich manifest die Erkenntnis durch, dass beide in der eingeübten Blase von früher durch die neue Umgebung rennen und so nicht miteinander ins Gespräch kommen können.
Für Elsa geht immer wieder der „Ehestrang“ auf, eine würgende Erinnerung an ihre Ehe mit Hans. Mit ihm hat sie im Stile der Achtundsechziger eine Art „Küchentischmarxismus“ (63) entwickelt. Die Welt wurde dabei analysiert, geschnetzelt, zerkocht und anschließend aufgegessen.
Glücklicherweise hat Elsa ihren Willen durchgesetzt, keine Kinder zu bekommen. Denn genau betrachtet sind Kinder nur biographische Verkrümmungen, die den eigenen Weg verlegen. Lange Gespräche handeln davon, ob Kinder nicht doch als Dinge aufgefasst werden sollten, um sie rein und pädagogisch wertvoll erziehen zu können. Und die unausgesprochene Behauptung liegt im Raum, ob Tiere nicht die besseren Kinder sind.
Von der Ehe ist Elsa noch in Erinnerung, dass sie immer mehr zur Außenseiterin gemacht worden ist. Zuerst hat sie sich vom Küchentisch entfremdet, dann von Hans und schließlich vom ganzen Dorf. Ein unerzogener Hund ist das beste Beispiel für diesen neuen Kurs. Untrügliches Merkmal dieser Störung: Sie musste jedes Mal fliehen, wenn Gäste gekommen sind.
Jetzt mit Adam geht es also darum, das ehemalige Eheleben zu überwinden, möglichst ohne Menschen, mit Tieren, die ihr Leben selbst gestalten können.
Die Novelle setzt dreimal an, um die Geschichte des Entfliehens vor sich selbst zu erzählen. Am Beginn greift die Geschichte mit einem Neubeginn in scheinbar unberührter Gegend aus. Im Mittelteil schlägt die alte Ehe durch, die sich im Gemäuer eines frischen Ambientes niederlassen will. Und im letzten Drittel eskaliert die Flucht zu einem psychischen Zusammenbruch.
Plötzlich ist Adam verschwunden, Elsa reagiert verstört und sucht ihn im Dickicht des Waldes. Ein Gewitter hat das Areal in eine theatralische Schlammlandschaft verwandelt, worin alle Wege als Sackgassen enden.
Als Adam verschwunden bleibt, formuliert Elsa ihre Vermisstenanzeige bei der Polizei. „Ich vermisse meinen Mann!“ (120) Dieser simple Satz lässt sich kaum aussprechen. Aber die Polizei toppt die Verwirrung. Als Elsa die Hausnummer durchgibt, von wo aus sie anruft, erwidert die Polizei, dass dieses Haus schon längst abgerissen sei und nicht mehr existiere.
Ehe Elsa zusammenbricht, dämmert ihr die Erkenntnis: „Ich brauche all das, vor dem ich weggelaufen bin!“ (133)
Die Erlösung kommt schön wie eine Novelle ums Eck. Adam taucht auf, als wäre nichts geschehen. Er hat nur kurz den Müll weggebracht.
Elisabeth Lexer spielt gekonnt mit dem Genre der Novelle, worin ja ein trivialer Vorfall edel geklärt und rund zu Ende gebracht werden soll. (In jüngerer Zeit hat dies etwa Martin Walser mit seiner Novelle „Ein fliehendes Pferd“ [1977] vorgeführt.)
Die Figuren spielen ein Thema am eigenen Leib durch und führen es einer Erkenntnis oder Lösung zu. Dabei darf durchaus Ironie im Spiel sein. – So gedeutet ist die Novelle „Fluchttiere“ eine wunderbare Beschreibung jener Aussteiger, die das Leben unbeschwert zu planen versuchen wie einen Sonntagsausflug.

Helmuth Schönauer 30.10.22